Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland nimmt erfreulicherweise seit Jahren zu. Das Risiko an einer Demenz zu erkranken steigt jedoch mit zunehmendem Lebensalter. Fachleute sind sich einig, dass diese Entwicklung dazu führt, dass es in den nächsten Jahren einen deutlichen Anstieg bei den Krankheitszahlen geben wird. Im Jahr 2019 wurden 80% der Pflegebedürftigen zu Hause betreut, nur 20% in stationären Einrichtungen. Angehörige sind nach wie vor der größte Pflegedienst Deutschlands. Zu begrüßen ist daher alles, was pflegende Angehörige unterstützt und entlastet. Durch den Fachkräftemangel in der Pflege sind es aber auch die Profis, die sich von digitalen Systemen Unterstützung erhoffen.
Das Angebot technischer Assistenzsysteme für den Einsatz zu Hause wird immer größer. Dabei gibt es auch zunehmend Geräte die bei der Betreuung von Menschen mit Demenz unterstützen. Neben der Entlastung pflegender Angehöriger soll dabei auch die Teilhabe, Selbstständigkeit und Sicherheit von Menschen mit Demenz gefördert werden.
Aber für welche Situationen sind technische Hilfen sinnvoll? Setzt die Demenzerkrankung Grenzen bei der Anwendung? Hier müssen zwei Arten von Geräten unterscheiden werden:
Aktiv nutzbare Systeme: Der Mensch mit Demenz muss selber motiviert sein ein Gerät zu nutzen und die Bedienung zu erlernen. Dieses ist nur in der ersten Phase – der beginnenden Demenz – möglich. In dieser frühen Phase ist bei vielen Betroffenen noch Merkfähigkeit vorhanden. Grundsätzlich gilt: Je früher ein Gerät genutzt wird, desto größer ist die Chance, dass es im Gedächtnis verankert wird. Im weiteren Krankheitsverlauf – der mittleren Phase – wird es allerdings schwieriger und schließlich unmöglich aktiv nutzbare Systeme zu bedienen. Wie schnell sich dieser Prozess vollzieht ist individuell unterschiedlich und lässt sich nur im Einzelfall feststellen.
Passiv nutzbare Systeme: Die Bedienung erfolgt über Angehörige, der Mensch mit Demenz muss nicht selber aktiv werden. Diese Geräte können über den gesamten Verlauf der Demenz angewendet werden. Bei den tagestrukturierenden Hilfen wie den Demenzuhren ist es aber erforderlich, das die digitalen Erinnerungen verstanden und nachvollzogen werden können.
Die Produktbeispiele der nachfolgenden Liste sollen lediglich einen Eindruck zu verfügbaren Geräten geben. Die Listenbeispiele sagen nichts über die Qualität der Produkte aus und sind nicht als Empfehlungen zu verstehen.
Personen Ortung (passiv nutzbar)
Handy Ortung oder GPS-Tracker
Bei der Personen Ortung ist zu beachten, das eine Zustimmung der Person (mündlich oder schriftlich) erforderlich ist. GPS ist nur freien nutzbar. Oft mit "GeoFence" Funktion (wenn ein festgelegtes Gebiet verlassen wird)
Hilfe im Notfall (aktiv und passiv nutzbar)
Hausnotrufsysteme, je nach Anbieter mit Zusatzgeräten: Mobiles Gerät außerhalb der Wohnung, Sturzmelder, Rauchalarm, Bewegungsmelder, Türöffner, Sensormatte
Orientierung und Navigation (aktiv nutzbar)
App "SmartBegleiter" der Braunschweiger Alzheimer Gesellschaft. Navigiert die Person über vorher festgelegte "Wegepunkte" zu einem Ziel. Mit Terminerinnerung.
Alltag – Tagesstruktur (passiv nutzbar)
"Demenzuhren" sind ins W-Lan eingebunden. Sie haben Funktionen wie z.B. Terminerinnerung über Text oder Sprachnachricht auch mit ergänzenden Bildern, Sprachnachricht (Grüße, etc.), Videoanruf, zusenden von Bildern (z.B. aus dem Urlaub).
Aktivierung - Beschäftigung – Gedächtnistraining (aktiv nutzbar)
Bei aktivierenden Anwendungen ist darauf zu achten, dass der Mensch mit Demenz nicht überfordert ist. Auch muss es eine Motivation geben, sich mit den Programmen zu beschäftigen.
- Android App "Auguste" der Niedersächsischen Alzheimer Gesellschaft, kostenlos im Play Store erhältlich.
- Tablet mit vorinstalliertem Aktivierungsprogramm
Eine Liste mit Produktbeispielen zu den verschieden Anwendungsbereichen sende ich ihnen gerne als Email zu